Klein – schwarz – stark – Espresso handgemacht:
Russell Hobbs Distinctions im Test
Testredakteur: Thomas Johannsen, 24.06.2024, Fotos: Hersteller & TechnikzuHause

Anders als ein Espresso oder Cappuccino aus dem Vollautomaten, ist der kleine Schwarze aus der Siebträger-Maschine etwas ganz Besonderes, quasi eine Einzelanfertigung. Damit selbst dem Kaffee-Liebhaber ohne Barista-Ausbildung das Lieblingsgetränk möglichst leicht von der Hand geht, bietet Russell Hobbs mit der Distinctions Espressomaschine in Siebträger-Manier bestmögliche Unterstützung, und das zum kleinen Preis.

Klassisches Design

An der rechten Seite, oberhalb der Dampfdüse ist der Dampfregler zu sehen, die Damplanze lässt sich auch während der Dampfausgabe schwenken, der kleine Griff wird selbst dann nicht heiß

Für ansprechendes Design war Russell Hobbs schon immer zu haben, das sieht man auch der Distinctions Espressomaschine schon auf dem ersten Blick an: Das Gehäuse besteht aus gebürstetem Edelstahl mit lackierten und polierten Akzenten, die in den Ausführungen Ocean Blue (26451-56), Black (26450-56) und Titanium (26452-56) erhältlich sind. Unser Testmuster kam mit schwarzen Applikationen, die sich besonders kontrastreich vom Edelstahl-Gehäuse absetzen. Die Maschine ist in der typischen Form eines liegenden U gehalten, deren oberer Bogen von den drei runden Displays dominiert wird.

Das mittlere besteht aus einer Sechs-Segment-Anzeige, die links von der runden Wahltaste für eine oder zwei Tassen, und rechts von der Wahltaste für manuellen Bezug oder Dampf-Ausgabe flankiert wird.

Darunter befindet sich die sogenannte Dusche, in welche der Siebträger eingehängt wird, oben drauf ist die obligatorische, mit Streben umrahmte Fläche zum Warmhalten der Tassen zu finden. Neben der Dusche ragt zudem die beweglich angebrachte Dampfdüse aus dem Gehäuse.

Der Wassertank lässt sich zum Befüllen und Reinigen abnehmen, ebenso der Abtropfbehälter mit Sieb und Schwimmer. Zum Lieferumfang gehört natürlich der Siebträger mit seinen beiden Einsätzen; einer für den Bezug von zwei Tassen, einer für den Bezug einer Tasse, letzterer fasst zudem sogenannte ESE-Pads, fertige portionierte Pads also, die nur noch ins Sieb gelegt werden. Nimmt man das Portionieren und Tampen, also Anpressen, des Kaffees selbst vor, liegt der Distinctions mit dem kombinierten Messlöffel-Tamper gleich das passende Werkzeug bei.

Die Distinctions in Einzelteilen und mit dem zum Lieferumfang gehörenden Siebträger mit zwei unterschiedlichen Einsätzen, sowie dem Messlöffel mit integriertem Tamper

So gelingt der Espresso

Der erste wichtige Schritt zum perfekten Espresso; die gewünschte Menge Kaffeemehl wird in den entsprechenden Siebträger eingefüllt: Ein Messlöffel für eine, zwei für zwei Tassen

Derart gut vorbereitet, geht es dann an den Bezug des ersten Espresso. Eine der Grundvoraussetzungen ist der geeignete Mahlgrad des Kaffees. Nun kann schnell den einfachen Weg gehen, nämlich den in den Supermarkt und bereits gemahlenen Espresso kaufen. Das hat nur einen Haken; der abgepackte, gemahlene Espresso steht nun schon einige Zeit im Regal und dürfte trotz Vakuumverpackung große Anteile seines Aromas verloren haben. Besser ist da schon der Weg zum Kaffeehändler um die Ecke, den es mittlerweile gar nicht mal so selten gibt. Dort bekommt man den Kaffee in ganzen Bohnen und meistens auch mit dem gewünschten Mahlgrad gemahlen. Kleiner Tipp; der nunmehr frisch gemahlene Kaffee hält sein Aroma gut 14 Tage bis drei Wochen, es empfiehlt sich also, die gekaufte Menge an den möglichen Verbrauch anzupassen.

Die beste Lösung ist allerdings die Anschaffung einer eigenen Kaffeemühle, an der sich der Mahlgrad einstellen lässt. Die Classics Kaffeemühle ebenfalls von Russell Hobbs bietet diese Möglichkeit, passt vom Design her sehr gut zur Distinctions, und kostet ebenfalls nicht die Welt. Ab nun können Sie in besagten Laden um die Ecke gehen und die gewünschte Menge ganze Bohnen kaufen. Allerings erwies es sich bei unserem Test als schwierig, direkt in den Siebträger zu mahlen, da der schlicht zu leicht ist, um in der Kaffeemühle Halt zu finden.

An die Maschine

Der Messlöffel wird umgedreht, und das Kaffeemehl mit dem Tamper leicht angedrückt
Der besonders fein gemahlene Kaffee ergibt eine fast glatte Fläche, vor dem Einsetzen des Siebträgers, sollte man Kaffeereste vom Rand entfernen, damit der Siebträger optimal abdichtet
Zum Bezug wird nur noch der Siebträger eingesetzt, die gewünschte Tassenzahl ausgewählt und nach kurzer Zeit ist die Tasse, in unserem Fall der Messbecher, mit dem kleinen Schwarzen befüllt, inklusive feiner Crema

Nun kommt es nur noch darauf an, dass die Maschine die richtigen Eckdaten für einen perfekten Espresso liefert. Die Brühtemperatur für Espresso soll, je nach Quelle, im Bereich um 90° +/- etwa drei Grad liegen. Die Einhaltung dieser Temperatur ist bei der Distinctions umso wichtiger, als sie über keine Temperatureinstellung verfügt, wie beispielsweise einige Vollautomaten. Ist kein geeigneter Temperaturfühler zur Hand, kann man die korrekte Brühtemperatur ganz einfach per Geschmack kontrollieren; ist die Temperatur zu niedrig, schmeckt der Espresso leicht säuerlich. Ist die Temperatur dagegen zu hoch, wird’s eher bitter, bis leicht verbrannt. Stimmt die Temperatur, schmeckt der Espresso rund, und man kann die vielfältigen Aromen der Bohne schmecken.

Der zweite wichtige Parameter sind die Mengen: Die Kaffeemenge ist durch den mitgelieferten Messlöffel bei den erforderlichen sieben bis neun Gramm pro Tasse vorgegeben. Anders ist es bei der Durchflussmenge, denn der fertige Espresso soll zwischen 25 und 30 Milliliter betragen.

Wir haben sowohl die Brühtemperatur mit einem Messfühler am Auslauf des Siebträgers gemessen als auch die Menge mit einem geeichten Messglas. Die Temperatur liegt mit knapp über 91 Grad perfekt im Soll, allerdings stand im Messglas mit knapp 20 Millilitern gerade einmal ein Ristretto (bis 22 ml). Was war passiert?

Nun, die Distinctions misst offensichtlich nicht die Durchflussmenge, sondern die Zeit, also war unser Kaffee vermutlich zu fein gemahlen, sodass die Zeit für die erforderliche Menge schlicht nicht reicht. Abhilfe schaffte hier ein etwas gröberer Mahlgrad, was nicht schwer war, da wir die Bohnen selbst gemahlen haben. Andernfalls hilft es allerdings auch, direkt die doppelte Menge zu beziehen, also die Taste mit den zwei Tassen zu aktivieren. Dann kommen wir auf gut 30 Milliliter. Noch genauer kann man mit Hilfe des rein manuellen Bezugs arbeiten; der wird mit der Taste rechts von der Segmentanzeige gestartet, neben der Dampftaste. Hier wird solange bezogen, solange man auf die Taste drückt. Das Endergebnis war mit beiden Varianten hervorragend, und zwar was den Geschmack und die schöne Crema anbelangt gleichermaßen. Für die dritte Variante, also die Anpassung des Mahlgrades, benötigt man dann eine fein justierbare Mühle, das ist dann etwas für fortgeschrittene und experimentierfreudige Kaffeeliebhaber.

Königsdisziplin: Cappuccino mit aufgeschäumter Milch

Für die Milchschaumhaube des Cappuccinos kommt die Dampflanze ins Spiel, sie wird in die Milchkanne geschwenkt, anschließend der Dampf aufgedreht
So soll es sein; der feinporige, warme Milchschaum gleitet förmlich in die Tasse

Nachdem der Espresso derart gelungen aus dem Siebträger geströmt ist, ist es nunmehr an der Zeit, die zweite Kernkompetenz der Distinctions in Anspruch zu nehmen, nämlich die Produktion von Milchschaum, beispielsweise für einen Cappuccino.

Hierzu füllen wir etwa 60 Milliliter möglichst kühle Milch in ein passendes Kännchen, stellen die Taste der Maschine auf Dampfbezug, schwenken die Dampfdüse in die Milch und drehen den Dampfknopf auf. Leicht kreisende Bewegungen der Kanne sorgen dabei für eine gleichmäßige, cremige Konsistenz des Milchschaumes.

Bereits nach kurzer Zeit verdichtet sich die Milch zu Schaum, und nimmt deutlich mehr Volumen in der Kanne ein. Den Schaum lassen wir in die bereitstehende Cappuccino-Tasse gleiten. Anschließend beziehen wir einen Espresso – etwa 30 Milliliter, um auf das erforderliche Verhältnis von 2:1 zu kommen – und gießen diesen langsam durch den Schaum in die Tasse. Zwar gibt es über die korrekte Reihenfolge von Milchschaum und Kaffee tatsächlich unterschiedliche Meinungen, allerdings läuft es für die Schichtung von Kaffee und Milchschaum stets aufs Gleiche hinaus, der fluffige Schaum schwimmt idealerweise immer oben auf dem Espresso, was besonders schön anzusehen ist, wenn man den Cappuccino statt in einer Tasse in einem Glas serviert.

Nun wird stilecht mit einem kleinen Kännchen der Espresso hinzugegeben. Manche schenken zuerst den Espresso ein, der sinkt aber ohnehin sogleich durch den Schaum nach unten
Direkt nach dem Aufschäumen der Milch, sollte die Dampfdüse per Dampf und mit einem Schwamm oder einem Tuch gereinigt werden

Die Reinigung

Für dauerhaft gute Ergebnisse ist eine saubere Espressomaschine oberstes Gebot. Anders als ein Vollautomat, ist eine Siebträgermaschine, wie die Distinctions meistens einfacher zu reinigen: So werden die Dusche und der Siebträger inklusive Einsatz direkt nach dem Bezug, spätestens jedoch am Ende des Tages mit einem Leerbezug, also ohne Kaffee im Einsatz, durchgespült, und der Siebträger anschließend unter klarem Wasser ausgespült. Die Reinigung Dampfdüse von Milchresten sollte dagegen zwingend direkt nach jedem Bezug vorgenommen werden. Die Dampfdüse wird mit Dampf durchgespült, und mit Hilfe eines Schwämmchens oder eines Reinigungstuches, welches nur für diesen Zweck bereit liegt, gründlich gereinigt. Hierbei ist allerdings Vorsicht wegen des heißen Dampfes geboten.

Die Oberfläche der Distinctions kann einfach, wie alle anderen Küchengeräte auch, mit einem feuchten Tuch abgewischt werden. Ist eine Entkalkung des Thermoblocks und der Leitungen notwendig, zeigt die Maschine das an. Das wird allerdings je nach Wasserhärte nur alle paar Monate fällig. Dazu besorgt man sich vorab den passenden Entkalker und geht dann einfach nach Anleitung vor.

Fazit

Wer mit etwas Handarbeit und dennoch ohne große Barista-Kenntnisse seinen Espresso, Latte Macciato oder Cappuccino herstellen möchte, liegt bei der Distinctions von Russell Hobbs genau richtig; die wichtigsten Parameter sind korrekt eingestellt, beim Bezug des kleinen Schwarzen kann man nicht viel falsch machen, und sie lässt dennoch genug Spielraum für Eigeninitiative. Mit der Classics Kaffeemühle hat Russell Hobbs zudem eine perfekte Ergänzung im Programm, um den Kaffee noch individueller zu kreieren.

Mit der Russell Hobbs Distinctions geht beides; ein Cappuccino mit festem, feinporigem Milchschaum und ein Espresso mit feiner Crema