Herr Wilsdorf, im letzten Jahr haben Sie auf der IFA die neue Siemens Einbaugeräte-Reihe mit lightControl Bediensystem präsentiert. Dafür haben Sie 2009 den iF design award gewonnen sowie den red dot. Welche Highlights haben Sie dieses Jahr zur IFA mitgebracht?
Ganz neu bei den Einbaugeräten am Siemens-Stand sind die Glaskeramik-Kochfelder mit discControl. Dabei handelt es sich um eine Bedientechnologie, die weltweit neu und einzigartig ist. Die Kochzonen werden über glatte magnetische Scheiben gesteuert, die in die breite Metallleiste an der Front des Kochfeldes eingelassen sind. Die Regelung der Leistung funktioniert ähnlich wie bei einem mp3-Player: Der Finger berührt die Scheiben leicht und dreht diese bis zur gewünschten Einstellung. Beim Drehen ist eine feine Rastung zu spüren, ein taktiles Feedback. Dies gibt dem Bediener eine zusätzliche Sicherheit beim Einstellen des Wertes. Daneben gibt es natürlich noch eine optische Anzeige.
Wie ist die Idee zu discControl entstanden? Und ist das nicht eher ein Rückschritt im Vergleich zu einem Bediensystem wie touchSlider, das alleine auf die Berührung reagiert?
Die Idee zu dem neuen Bedienkonzept kam, wie so häufig aus dem eigenen Küchenumfeld. Die Bedienung eines Kochfeldes mittels Drehknopf – wie vom Einbauherd her bekannt – finde ich nach wie vor sehr ergonomisch. Man hat als Benutzer etwas in der Hand und bekommt ein haptisches Feedback. Leider waren diese Bedienvorteile bisher mit Nachteilen verbunden. Zum einen in Bezug auf die Raumnutzung, sprich: den Verlust einer Küchenschublade. Sind die Drehknebel dagegen auf dem Kochfeld angebracht, so wird die Reinigung erschwert. Mit discControl ist es uns gelungen, beide Nachteile bisheriger Konzepte auszuschalten und nur die Vorteile des Drehknebels zu nutzen. Darüber hinaus hat das Kochfeld mit discControl eine sehr plakative Wirkung. Die neuen Mulden heben sich optisch gravierend von allen herkömmlichen Kochfeldern ab und besche-ren Siemens eine Alleinstellung mit hohem Wiedererkennungswert.
Woher bekommen Sie die Impulse für Ihre Ideen? Holen Sie sich mitunter Unterstützung von außen?
Wie schon angesprochen, kommen viele Impulse aus dem eigenen Erleben beim Kochen und Arbeiten in der Küche. Darüber hinaus erhalte ich viele Anregungen von meiner Frau, die eine tolle Köchin ist. Und nicht zuletzt von meinem Sohn, der als Koch in einem bekannten Münchner Restaurant arbeitet. Beide sparen auch nicht an Kritik zu unseren Ideen und Konzepten: Als Designer hat man’s da manchmal nicht leicht …
Wir lassen uns aber auch von außen inspirieren. So haben wir unter dem Motto „Küchentrends der Zukunft“ gerade ein Projekt mit Studenten der Bauhaus Uni in Weimar durchgeführt. Da entstehen dann natürlich auch wilde Ideen, die mitunter ganz neue Sichtweisen eröffnen, aber natürlich gefiltert und auf ihre Alltagstauglichkeit hin überprüft werden müssen.
Was sind für Sie die Trends im Küchen- und im Hausgerätedesign?
In der näheren Zukunft werden verstärkt elektronische Elemente wie Anzeige-Displays in Hausgeräte einziehen, nicht nur in der Oberklasse. Wir werden farbige Displays gestalten und die Designer müssen sich verstärkt um die Benutzeroberflächen kümmern. Denn die Geräte leisten immer mehr, sie haben immer mehr Möglichkeiten auf den Benutzer einzugehen. Gleichzeitig soll das Ganze jedoch einfach und intuitiv bedienbar bleiben. Hier sind die Gestalter gefordert. Ich glaube, wir haben bei Siemens mit unserem neuen lightControl Konzept und seiner Bedienung in Leserichtung von links nach rechts einen großen Schritt in die richtige Richtung getan. Mit discControl folgt nun eine weitere Stufe hin zur leichten, problemlosen Bedienung von Hausgeräten. Wir nennen diese Konzepte bewusst nicht „UniversalDesign“ oder „easy to use“. Sie sind es aber dennoch, ermöglichen sie doch einem breiten Benutzerkreis das problemlose Bedienen von Hightech-Geräten.